08. Juli 2018 

Gedenken an Erich und Zenzl Mühsam in der Hufeisensiedlung

„Menschen, lasst die Toten ruhen, und erfüllt ihr Hoffen!” (E. Mühsam)

Zum sechsten Mal fand am 8. Juli 2018 das Gedenken an Erich Mühsam statt, der als politischer Schriftsteller und engagierter Bewohner in der Hufeisensiedlung von 1927 bis Februar 1933 gelebt und gewirkt hat.

Die Ehrung begann mit einem Rundgang durch die Siedlung unter Leitung von Claudia von Gélieu.

Unter heftigen Sonnenstrahlen begann anschließend die 1 ½ -stündige Kundgebung. In der Begrüßungsrede ging die Vertreterin von Hufeisern gegen Rechts auf die antifaschistische Haltung ein, die die Lebens- und Kampfgemeinschaft Zenzl und Erich Mühsam auch heute noch als Orientierungsgröße verkörpert.

Zuschauer bei der Kundgebung

Angesichts der Erfolglosigkeit der Verfolgungsbehörden in Bezug auf die Ermittlungen über die Anschläge aus der Neuköllner rechten Szene wies sie auf die Selbstbeschränkung der Polizei hin. Es sei längst geboten, die Verfolgung auf der Einordnung der Straftaten als terroristische Straftatbestände vorzunehmen. Gerade in Mühsams Sinne sei es, faschistisches Handeln nicht zu unterschätzen, auch wenn die Anzahl der rechten Akteure noch klein erscheine. Der frühzeitige Warner und Mahner vor dem aufkommenden Faschismus hat die Unterschätzung der politischen Gefahr sowohl durch sozialistische als auch bürgerlich-demokratische Kräfte während der Weimarer Republik mit Haft, Folter und Tod bezahlt.

Nach dem Grußwort der Mühsam-Gesellschaft, in dem Sabine Lueken die Freundschaften der Mühsams in der Hufeisensiedlung ansprach, trugen Isabel Neuenfeldt und Dr. Seltsam ihr Programm „Sich fügen heißt lügen.” vor. Während Isabel Neuenfeldt zum Akkordeon vertonte Gedichte von Erich Mühsam vortrug und auf diese Weise er selbst zu Wort kam, rezitierte Dr. Seltsam aus dem Buch „Der Leidensweg der Zenzl Mühsam”, verfasst von Rudolf Rocker, dem Anarchisten und Freund von Erich und Zenzl Mühsam. Die ausgewählten Textpassagen schilderten in eindringlicher Weise Mühsams Haft in den Gefängnissen und Konzentrationslagern der Faschisten sowie die Verarbeitung dieser unmenschlichen Quälereien durch Zenzl Mühsam.

Darbietung bei der Kundgebung

So entstand ein gewisser Dialog, in dem die Person Erich Mühsam aus verschiedenen Perspektiven und in vielschichtiger Weise zur Geltung kam. Das Ergebnis konnte keiner besser schildern als Erich Mühsam selbst:

„Warum ich Welt und Menschen nicht verfluche? Weil ich den Menschen spüre, den ich suche!”

Hufeisern gegen Rechts dankt allen Beteiligten für die vielen Spenden, die uns zeigen, dass das Gedenken an Erich Mühsam von vielen Menschen geteilt wird.

Wir wünschen uns, dass wir uns alle im nächsten Jahr an gleicher Stelle zum Gedenken an Erich und Zenzl Mühsam wieder treffen.

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